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News > Zeit zu handeln: Mehr psychische Gesundheit in Österreich spart Leid und Geld

Psychische Erkrankungen kosten den österreichischen Staat jährlich bis zu 12 Milliarden Euro

Wien (OTS) - Am 10. Oktober ist der internationale Tag der psychischen Gesundheit („World Mental Health Day“). Diesem Thema wird hierzulande zu wenig Beachtung geschenkt: Psychische Erkrankungen werden in Österreich nicht ernst genug genommen. Die Kosten, die Österreich und seinen SteuerzahlerInnen durch die unzureichende psychische Versorgung entstehen, sind enorm. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) setzt sich gemeinsam mit KooperationspartnerInnen wie GkPP (Gesellschaft kritischer Psychologen und Psychologinnen) und PKP (Pioniere der Klinischen Psychologie) und vielen UnterstützerInnen, wie Univ.-Prof. Dr. Johannes Wancata (Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik) für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich ein. Dafür wurde aktuell eine Petition gestartet, die bereits in wenigen Tagen von mehr als 8.000 Menschen unterschrieben wurde (zur Petition www.pflasterfuerdieseele.at).

Es heißt, Österreich ist das Land mit einem der besten Gesundheitssysteme der Welt. In der Betreuung psychisch erkrankter Menschen hat Österreich aber großen Aufholbedarf. Heute sind bereits bis zu fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Österreichs von einer psychischen Erkrankung in schwerem Ausmaß betroffen. Das sind rund 442.000 Einzelschicksale. Ihr Leben ist vielfach von chronifizierten Krankheitsverläufen geprägt. Ein Teufelskreis von psychischen und somatischen Folgeerkrankungen bestimmt oft ihren Alltag. Neben großem menschlichen Leid verursachen psychische Erkrankungen hohe volkswirtschaftliche Kosten.

Die Anzahl der Menschen in Österreich, die psychisch krank sind, wird sogar auf 1,2 Millionen geschätzt. „Es wird leider immer noch viel zu sehr unterschätzt, wie wichtig die psychische Gesundheit ist. Der „World Mental Health Day“ am 10. Oktober ist eine gute Gelegenheit, uns allen in Erinnerung zu rufen: „Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit“, appelliert a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP). Die gesellschaftlichen und ökonomischen Kosten, die psychische Erkrankungen in Österreich nach sich ziehen, sind enorm und werden immer noch weitläufig massiv unterschätzt.

Psychische Erkrankungen kosten bis zu 12 Milliarden Euro jährlich – ein großer Teil könnte durch eine bessere Prävention und Versorgung eingespart werden.

Während die Zahl der Betroffenen psychischer Erkrankungen seit Jahren zunimmt, gibt es bei der Versorgung in Österreich massive Lücken. „Die häufigsten Ursachen für psychische Erkrankungen sind frühe Traumatisierungen, schwere körperliche Erkrankungen, Lebens- und Beziehungskrisen, finanzielle Existenzängste, Todesfälle und körperliche, seelische und sexuelle Gewalt. Gefühle von Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit tun ihr Übriges“, erklärt a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Vor allem Frauen sind besonders betroffen: Zwei Drittel aller psychisch erkrankten Menschen sind weiblich. Zwei Drittel aller Psychopharmaka werden an Frauen verschrieben. Monatelange Wartezeiten – gerade für Kinder und Jugendliche – sind keine Seltenheit.

Univ. Prof. Dr. Johannes Wancata, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP), betont: „Es darf nicht sein, dass psychisch schwer kranke Menschen monatelang auf eine Behandlung durch einen Facharzt bzw. eine Fachärztin warten müssen, wenn sie die Behandlung nicht aus eigener Tasche bezahlen können. Diese Form der Zwei-Klassen-Medizin ist inakzeptabel und eine Schande für eines der reichsten Länder der Welt.“ Ein verspäteter Behandlungsbeginn führe bei Betroffenen zu mehr Leid und verursache zudem im Gesundheits- und Sozialsystem enorme Zusatzkosten.

Mag. Andrea Birbaumer, Obfrau der GkPP (Gesellschaft kritischer Psychologen und Psychologinnen), bringt dies auf den Punkt: „Psychische Erkrankungen sind die neue Armutsfalle.“ Auch Silvia Ballauf, Leiterin des Fachbereichs „Selbsthilfe“ bei pro mente Wien, fordert: „Die Wege zu einer professionellen Unterstützung müssen kürzer werden. Daher braucht es sofort freie Plätze für akute menschliche Tiefs“.

Die Fakten:

- Die Kosten psychischer Erkrankungen liegen in Österreich bei drei bis vier Prozent des BIP. Das sind umgerechnet etwa 12 Milliarden Euro jährlich.
- Während die Ausgaben für Invaliditätspension und Rehabilitationsgeld aufgrund psychischer Erkrankung zwischen 2007 und 2016 um 62 Prozent (368,26 Millionen Euro) stiegen, erhöhten sich die psychisch bedingten Krankenstandstage bei Erwerbstätigen im gleichen Zeitraum um 1,80 Millionen Tage bzw. 94 Prozent.
- Psychische Erkrankungen führen zu durchschnittlich 40 Krankenstandstagen, während somatische Erkrankungen nur elf Krankenstandstage nach sich ziehen.
- Zwei Drittel der Frühpensionierungen resultieren aus psychischen Erkrankungen.
- Die Kosten für Psychopharmaka sind in Österreich seit 2005 jährlich um 20 Millionen Euro gestiegen. Die Behandlung psychischer Krankheiten in den Spitälern kostet rund 280 Millionen Euro jährlich, 250 Millionen kosten die verschriebenen Psychopharmaka, 71 Millionen fließen in Form von Krankengeld. Würde man das Behandlungsangebot der Krankenkassen erhöhen, könnten all diese Kosten gesenkt werden.
- Krankenkassen gaben im Jahr 2015 rund 85,10 Millionen Euro für Psychotherapie aus. Die Ausgaben 2015 lagen damit höher als die Mittel, die der Gesetzgeber dafür bereitgestellt hatte (rund 71,20 Millionen Euro). Dieser Betrag ist im Vergleich zu den anderen volkswirtschaftlichen Kosten, die psychische Erkrankungen nach sich ziehen, deutlich geringer. Würde man die Behandlungsplätze ausbauen und die klinisch-psychologische Behandlung ebenfalls als Kassenleistung anbieten, könnten summa summarum die volkswirtschaftlichen Kosten reduziert und ein Großteil des Leidenswegs der Betroffenen verhindert werden.

Petition: Für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich!

In der nächsten Legislaturperiode geht es darum, gemeinsam die richtigen Schritte zu setzen, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) erhebt mit seinen KooperationspartnerInnen GkPP (Gesellschaft kritischer Psychologen und Psychologinnen, Berufsvertretung) und PKP (Pioniere der Klinischen Psychologie) mit einer Petition, die vor wenigen Tagen gestartet wurde, daher folgende Forderungen:

1. Ausreichend Behandlungsplätze für psychisch erkrankte Menschen

Wir fordern ambulante Behandlungsplätze für eine Vollversorgung ohne Wartezeit und auf hohem Qualitätsniveau. Im Zentrum: Auf- und Ausbau der Kassenplätze für Klinische PsychologInnen, PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen.

2. Kurzfristig: Klinisch-psychologische Behandlung als Kassenleistung

Klinisch-psychologische Behandlung wirkt effizient. Das belegen wissenschaftliche Studien. Durch die Aufnahme klinisch-psychologischer Behandlung als Kassenleistung ins Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) wird der dringendste akute Versorgungsbedarf für Menschen mit psychischen Erkrankungen gedeckt.

3. Langfristig: „Masterplan: Psychisch gesundes Österreich“ aller PSY-Berufe

Egal, ob PsychiaterInnen, PsychotherapeutInnen oder Klinische PsychologInnen - jede Profession leistet ihren wichtigen Beitrag zur Verbesserung der psychischen Versorgung in Österreich. Klar ist daher: Diese Verbesserung kann nur langfristig und unter Einbindung aller PSY-Berufe und gemeinsam mit der Politik erfolgen. Wir schlagen deshalb die gemeinsame Erarbeitung eines „Masterplan: Psychisch gesundes Österreich“ vor.

Eine nachhaltige Verbesserung der psychischen Versorgung führt dazu, dass Betroffene in Österreich professionell und zeitnah versorgt und ihr Leid und das ihrer Angehörigen gemildert werden. Außerdem wird das Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftssystem mittel- und langfristig erheblich entlastet. Darin liegen auch große Einsparungsmöglichkeiten.

Hier geht es zur Petition: www.pflasterfuerdieseele.at

Zur Petition "Für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich"
Hier Petition unterschreiben!

Rückfragen & Kontakt:

Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP)
Dana M. Müllejans, MA
Leitung PR & Kommunikation
01 / 407 26 71 – 25
0660 / 91 33 256
muellejans@boep.or.at
www.boep.or.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PSY0001

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191008_OTS0092/zei...
Quelle: OTS0092, 8. Okt. 2019, 11:20


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